Hochwasserschutz an der Zulg – eine Herausforderung
Seit dem letzten Jahrhundert haben verschiedene Hochwasserereignisse stattgefunden, die letzten Extremereignisse in den Jahren 2012 und 2015. Das Schadenpotenzial beidseitig der Zulg in Steffisburg ist erheblich. Mit dem vorliegenden Projekt werden Defizite beim Hochwasserschutz ausgeräumt.
Verschiedene Gefahrenzonen im Gemeindegebiet
Über beinahe die gesamte Länge des Projekts grenzt die Zulg an den dicht bebauten Siedlungsraum. Offene Flächen für Überflutungskorridore sind kaum vorhanden. Die Personen- und Sachrisiken bei Überschwemmungen sind daher auch aufgrund der Topographie beidseitig des Flusses gross. Die Gefahrenkarte, die der Gemeinderat ausarbeiten liess, zeigt auf, dass weite Teile von Steffisburg in der blauen und gelben Gefahrenzone liegen. Die Hochwassergefahren gehen aber auch vom Bösbach und vom Dorfbach aus.
Starke Überschwemmungsereignisse innerhalb von Siedlungen müssen entsprechend des Regierungsratsbeschlusses Nr. 2632 vom August 2005 (Strategie Naturgefahren für den Kanton Bern) verhindert werden. Die entsprechenden Schutzziele werden heute noch nicht erreicht. Mit der Realisierung des Projekts «Hochwasserschutz und Längsvernetzung» werden die Hochwasserrisiken in Steffisburg bestmöglich reduziert.
Rote Zone: Erhebliche Gefährdung, Bauverbotszone
Blaue Zone: Mittlere Gefährdung, bei Bauvorhaben Schutzmassnahmen nötig
Gelbe Zone: Geringe Gefährdung, keine Massnahmen nötig
Weisse Zone: Keine Gefährdung durch Hochwasser aus Fliessgewässern
Das Problem mit dem Geschiebe
Als Gebirgsfluss führt die Zulg erhebliches Geschiebe mit sich. Sie ist der wichtigste Geschiebezubringer der Aare zwischen Thun und Bern. Das von der Zulg in die Aare eingetragene Geschiebe trägt dazu bei, dass sich die Flusssohle der Aare stabilisieren kann. Das Problem im Geschiebetransport liegt oberhalb der Müllerschwelle: Aufgrund des zu geringen Längsgefälles der Flusssohle lagert sich das Geschiebe ab. Die Ablagerungen führen zu einem geringeren Querschnitt des Bachbetts und verringern dadurch die Hochwassersicherheit. Die Geschiebeablagerungen müssen aus diesem Grund von Zeit zu Zeit kostenaufwändig geräumt werden.
Die Herausforderungen mit dem Schwemmholz
Die Zulg fliesst vom Eriz herkommend bis nach Steffisburg auf weiten Abschnitten durch bewaldete Gebiete. Durch natürlichen Holzfall und Material von Zuflüssen führt die Zulg bei Hochwasser erhebliche Mengen von Schwemmholz mit sich. Weil einige Brücken auf Gemeindegebiet nicht genügend hoch über dem Gewässer liegen, besteht die Gefahr von verkeiltem Schwemmholz – auch Verklausung genannt. Diese Staugefahr kann zu Überschwemmungen führen. Die untenstehende Karte zeigt die mögliche Auswirkung bei einer Verklausung von Brücken mit zu erwartenden Überschwemmungsgebieten.
Quelle: Überschwemmung wegen Verstopfung von Brücken, Herzog Ingenieure AG, 30. Januar 2014
Quelle: Überschwemmung wegen Verstopfung von Brücken, Herzog Ingenieure AG, 30. Januar 2014
Die Ziele des Hochwasserschutzes
Mit den geplanten Massnahmen wird die Erreichung folgender Ziele angestrebt:
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Es sollen keine Personenschäden bei Hochwasserereignissen entstehen.
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Das Risiko für hohe Schäden an Infrastrukturen und Liegenschaften entlang der Zulg soll minimiert werden.
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Die durch die Zulg generierten roten und blauen Zonen in der Gefahrenkarte sollen eliminiert werden. Dadurch wird Bauland wieder bebaubar und die Objektschutzmassnahmen im Rahmen von Bauvorhaben sind nicht mehr nötig.
Hochwasser im Gebiet Gummsteg, Juli 2012
Quelle: amoyo
Hochwasser im Gebiet Müllerschwelle, Mai 2013
Quelle: lakeeffectsnow1978
Die geplanten Massnahmen
Die angestrebten Ziele werden durch die Realisierung mehrerer Teilprojekte in verschiedenen Abschnitten der Zulg erreicht: